Metabolisches Syndrom
Allgemeine Information
Die meisten modernen Psychopharmaka wie Antipsychotika, Antidepressiva und Stimmungsstabilisierer haben große Vorteile hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auf die zu behandelnden Symptome und sie sind deutlich ärmer an Nebenwirkungen als dies frühere Präparate waren. Dies erleben die betroffenen Patienten als sehr hilfreich und sind deshalb auch besser zu motivieren, ihre notwendigen Medikamente konsequent zu nehmen. Aber: wo Licht fällt, ist auch Schatten: einige dieser Präparate haben den Nachteil, dass sie eine deutliche Zunahme des Körpergewichts bewirken mit dem erhöhten Risiko von Folgeerscheinungen wie Zuckerkrankheit (Diabetes), Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und schließlich Herz-Kreislauferkrankungen. Derartige Risikofaktoren können durchaus die Lebenserwartung reduzieren, wobei neben diesen Stoffwechselstörungen insbesondere auch der erhöhte Nikotinkonsum und die körperliche Inaktivität eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Diese veränderte Stoffwechsellage der Patienten bezeichnet man als „Metabolisches Syndrom“, wovon 38 % der stationär behandelten psychiatrischen Patienten betroffen sind.
Modellprojekt an den LWL-Kliniken im Kreis Soest
Obwohl diese Problematik eine hohe persönliche und gesellschaftliche Bedeutung hat, findet sie in den psychiatrischen Behandlungsstandards in Deutschland bisher eher wenig Beachtung. Um Risikopatienten jedoch frühzeitig zu erkennen und therapeutisch einzugreifen, versuchen die LWL-Kliniken Warstein und Lippstadt, Betroffene zu identifizieren (Screening), die Verlaufsentwicklung zu beobachten (Monitoring) sowie spezifische Vorbeugungs- und Behandlungsstrategien einzuführen.
Bestandsaufnahme
Zunächst wurde im Juni 2009 eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Risikofaktoren und aktuelle Medikation der Patienten in der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und in den LWL-Tageskliniken wurden erfasst und anschließend ausgewertet. Als Risikomarker wurden für das Körpergewicht der sog. Body-Maß-Index und der Taillenumfang untersucht, zusätzliche Beachtung fanden Blutdruck, Blutzucker, Blutfette und familiäres Risiko.
Auswertung
Die Auswertungsergebnisse wurden klinikintern veröffentlicht und diskutiert. Es zeigte sich, dass sich ein „Metabolisches Syndrom“ häufig schon zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr entwickelt und die Patienten dann ab dem 30. Lebensjahr konkret betroffen sind.
Fazit
Unsere Ergebnisse legten konsequent nahe: Die therapeutischen Gruppenangebote sollten erweitert werden um ein Vorsorgeprogramm für 20- bis 30-jährige Patienten. Ein Training in Bezug auf gesunde Lebensführung und ein Behandlungsprogramm für Betroffene mit Aktivierung zur Verhaltensänderung in Bezug auf eigene Ziele und Aktivitätsschritte wurden eingeführt.
Dauerhafte Umsetzung in den LWL-Kliniken im Kreis Soest
Aber wir erfuhren, dass nicht nur Psychose- und depressive Patienten betroffen sind, sondern gerade auch Patienten mit Persönlichkeitsstörungen. Daher entschlossen wir uns, dieses therapeutische Angebot allen Patienten der allgemeinpsychiatrischen Stationen zugänglich zu machen. Entscheidend für ein gesundes Leben der Patienten ist also immer wieder die Überprüfung der Therapieeffektivität und die Einflussnahme auf gesundheitsbezogene Verhaltensänderungen im Alltag, was auch über den Klinikaufenthalt hinaus für die Betroffenen entscheidend ist.